Sascha Kowarcz Markt- und Meinungsforschung hat eine politische Befragung durchgeführt und 1.600 wahlberechtigten Österreichern (repräsentative Stichprobe, Schwankungsbreite +/-2,5%; Online-Interviews) die Sonntagsfrage gestellt. „Stellen Sie sich bitte vor: Nächsten Sonntag sind Nationalratswahlen in Österreich. Welche der folgenden Parteien würden Sie wählen?“

Hier die Ergebnisse (siehe auch Grafik oben): Die ÖVP liegt klar vorne, ist aber mit 31% Zustimmung „nur“ auf dem Niveau der Nationalratswahl 2017. Die einstweilige Verfügung gegen Parteichef Kurz in der Ibiza-Affäre, die Schredderaffäre des ÖVP-Social-Media-Managers und die seltsame Segnung von Sebastian Kurz durch einen australischen Prediger (der früher Drogendealer war) drücken den Zustimmungswert für die ÖVP wohl nach unten. Auch der unpassend wirkende Besuch von Kurz in einem Seniorenheim (der 32-jährige Kurz fragte die betagten Heimbewohner salopp: „Habts schon Mittag gegessen?“) wirkte wenig sympathisch. Und das neben weiteren Negativschlagzeilen für die ÖVP bzw. den Ex-Kanzler seit Veröffentlichung des Ibiza-Videos. Sebastian Kurz wirkt in diesem Sommer erstmals angreifbar und nicht 100% souverän.

Die FPÖ rangiert mit 22% knapp vor der SPÖ und stabilisiert sich nach dem Ibiza-Video weiter, obwohl dieses fast täglich in den Medien zu finden ist. Man kann unter den FPÖ-Anhängern fast von einem „Jetzt erst recht“-Effekt sprechen. Der FPÖ-Kernwähler ist treu. Die Bestrebungen von Heinz-Christian Strache, schon nächstes Jahr bei der Wien-Wahl sein politisches Comeback zu geben, scheinen dem Zustimmungswert für die FPÖ nicht zu schaden.

Die SPÖ kommt nur auf 20% Zustimmung. Die ehemals dominierende Partei in Österreich kommt nicht vom Fleck. Pamela Rendi-Wagner ist hochintelligent, kompetent und telegen, hat aber in der männlich dominierten Welt der SPÖ nicht den totalen Rückhalt, was wohl auch der Wähler spürt. Ein sehr gelungener Intensivwahlkampf scheint für die SPÖ nötig, um am 29. September 2019 ein achtbares Ergebnis zu erzielen.

Die Grünen stehen vor einem fulminanten Wiedereinzug ins Parlament. Sie erreichen in der Sonntagsfrage 13%. Nach dem Triumph der Grünen bei der Europawahl ist Werner Kogler ihr klarer Spitzenkandidat, der mit Rhetorik, Bodenständigkeit und Authentizität punktet. Grün sein ist wieder „in“. Die Folgen der globalen Erderwärmung sind durch das Wetter der letzten Monate deutlich merkbar; die junge Schwedin Greta Thunberg hat international eine neue „grüne Welle“ ausgelöst, die den Grünen in Österreich nützt. Außerdem waren Ex-Grün-Wähler schockiert, dass ihr taktisches Wahlverhalten 2017 die Grünen aus dem Parlament boxte. Das wollen viele in einem Monat wiedergutmachen.

Die Neos erzielen 9% Zustimmung und liegen fast doppelt so hoch wie bei der Nationalratswahl 2017. Die pointierte Oppositionspolitik von Mattias Strolz und Beate Meinl-Reisinger trägt Früchte. Mit Ex-Journalisten Helmut Brandstätter können die Neos einen prominenten Neuzugang vor der Wahl verbuchen.

Die Liste JETZT erreicht 2%, sie leidet auch unter der „guten aktuellen Form“ der Neos und der Grünen. Der Wiedereinzug in den Nationalrat wird vermutlich ziemlich schwierig. Die KPÖ liegt bei 1%, andere Parteien/Bewegungen erreichen 2%.

Die Daten sind nicht als Wahlprognose zu lesen, da in den knapp 40 Tagen bis zur Wahl noch ein heißer Intensivwahlkampf auf uns wartet, der die Parteipräferenzen noch (stark) ändern wird.

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